Helmut Ploebst

Source : http://derstandard.at/1373513331227/Occupy-als-Tanz-auf-dem-west-oestlichen-Divan

22. Juli 2013

Review : Beautiful Thing 2

Im neuen Wiener Weltmuseum besetzen Kunstschaffende aus vier Erdteilen Räume, die die Öffentlichkeit noch nie gesehen hat. Der ethnologische Tempel in der Wiener Hofburg öffnet Impulstanz im Rahmen der Ausstellung “Getanzte Schöpfung ” seine Pforten. Sechs Künstler sind zu interkulturellen Begegnungen eingeladen, und 14 weitere gestalten ihren eigenen Parcours

Kaum hat Wien ein Weltmuseum, auch wenn dieses “nur” Ergebnis der Neuorientierung des früheren Museums für Völkerkunde ist, schon erobern sich Choreografen und Tänzer dieses Reich aus historischen Artefakten von Kulturen rund um den Planeten.

Assoziiert mit der Weltmuseum-Ausstellung Getanzte Schöpfung – Asien zwischen den Welten, die noch bis zum 30. 9. zu sehen ist, zeigt Impulstanz “East-West-Meetings” und initiiert unter dem Titel Occupy the Museum eine Museumsbesetzung der besonderen Art: Mehr als 14 Künstlerinnen und Künstler dringen in die Tiefen der Sammlungsräume vor und fertigen ihre Arbeiten in Auseinandersetzung mit den ethnologischen Archivalien.

Was dabei herauskommt, wird am 3. und 4. August in zum Teil sonst der Öffentlichkeit unzugänglichen Räumen des Museums zu sehen sein. Beteiligt sind unter anderen Linda Samaraweerová und Karl Karner, Laia Fabre und Thomas Kasebacher, Studio 5, Amanda Piña und Daniel Zimmermann, Krõõt Juurak, Danang Pamunkas und Elisabeth Tambwe.

Kuratiert wird diese “Live-Ausstellung” mit Installationen, Filmen, Tanz und Performances von Michael Stolhofer, dem ehemaligen Intendanten der Szene Salzburg, und dem Künstlerkurator Ong Keng Sen aus Singapur.

Zusätzlich bringen drei “East-West-Meeting”-Aufführungen Leben ins Museum. Erst mit zwei Tanzstücken (am 27. und 29. 7.): Beautiful Thing 2 von der zeitgenössischen indischen Choreografin Padmini Chettur und Divertimenti des aus den USA stammenden Belgiers David Hernandez.

Chettur (43) gilt heute als eine der führenden Tanzschaffenden des Subkontinents. Unter Stolhofers Leitung war sie wiederholt Gast des Sommerszene-Festivals. Auch in diesem Solo stellt sie sich als exakte Choreografin und exzellente Tänzerin unter Beweis.

David Hernandez ist dem Publikum mit Langzeit-Tanzerfahrung noch als Mitinitiator von Meg Stuarts legendärem Improvisationsprojekt Crash Landing aus den späten Nineties bekannt.

Bach, Barock und Wackelbild

Nun kommt er mit der Uraufführung eines Trios nach Wien, in dem er neben Renate Graziadei und Colas Lucot selbst auftritt. In diesen Divertimenti befasst er sich zur Musik von Johann Sebastian Bach und Dieterich Buxtehude mit dem, was üblicherweise künstlerische Ausschussware ist, dem Verwackelten und Verschwommenen. Daraus generiert er neue Bewegungsabläufe.

Unter dem Titel Pichet Klunchun and myself kommen am 31. 7. und am 2. 8. der französische Konzeptualist Jérôme Bel und der klassische Thai-Tänzer Pichet Klunchun zu einer schonungslosen Auseinandersetzung um kulturelle Unterschiede zusammen.

Später im Festival treffen einander der aus Japan stammende Choreograf Michikazu Matsune und die kanadische Sängerin und Tänzerin Clara Furey unter dem Titel Night Will Come zu einem weiteren “East-West-Meeting”.

http://www.impulstanz.com/